Elternbeteiligung und ihre „Schwarmwirkung“
Das Engagement der Eltern bildet einen wesentlichen Bestandteil unseres Kindergartens und ein tragendes Fundament unserer Elterninitiative.
Offenheit gegenüber der Waldorfpädagogik, Teilnahme an Elternabenden und Jahresfesten und tatkräftige Unterstützung (je nach Fähigkeiten und Möglichkeiten) sind notwendige Voraussetzung unseres Kindergartenlebens und spiegeln unser Verständnis der Gestaltung sozialer Verantwortlichkeiten und Beziehungen wieder.
Wir wissen um den großen Spagat, den Familien zwischen Beruf, Erziehung und Selbstverwirklichung leisten müssen und sind umso glücklicher darüber, dass sich so viele Eltern in unserem Bienenprojekt engagieren.
Unsere vier Bienenstöcke werden im Ehrenamt von einem Bienenteam, bestehend aus ehemaligen und aktiven Familien, betreut. Diese haben die Möglichkeit, sich im Projektrahmen bei Mellifera e. V. als Imker in der Wesensgemäßen Bienenhaltung ausbilden zu lassen. Seit Projektbeginn haben bisher 13 Helfer die Ausbildung zum Imker bei Mellifera abgeschlossen und beinah alle haben ein eigenes Bienenvolk im Garten. Dies zeigt uns wie bereichernd und wertvoll dieses Projekt ist.
Diese Eltern versorgen die Bienen im Jahreslauf, unterstützen uns bei pädagogischen Angeboten im Kindergarten, halten Bienenführungen für interessierte Schulklassen und treffen sich einmal im Monat, um anstehende Arbeiten zu besprechen. Bei unsere jährlichen, mehrtägigen Projektklausur wird objektiv auf unsere Arbeit geschaut, neue Ideen gesponnen, gemachte Erfahrungen beleuchtet.
Das sich diese Familien so engagieren, uns in der wichtigen Nachhaltigkeitsarbeit unterstützen und damit unserer Gemeinschaft stärken und pflegen, ist eine große Geste, die wir als Kindergarten sehr wertschätzen und nicht missen wollen.
Dieses Engagement unterstützt nicht nur aktiv den Umweltschutz, es pflegt und fördert auch die Sozialgemeinschaft und trägt unser wichtiges Anliegen nach außen.
Bericht aus Elternperspektive:
Waldorfeltern wissen: ein Waldorfkindergarten ist ein Mitmachkindergarten. Mein Mitmachabenteuer begann, als sich ein kleines Grüppchen von interessierten Eltern und Erzieherinnen fand, um 2018 der Idee Bienenprojekt Leben einzuhauchen. Das von der Baden-Württemberg Stiftung aufgesetzte Programm „Nachhaltigkeit lernen – Kinder gestalten Zukunft“ passte genau zu unserem Projekt „BienenKinderGarten“ und gab uns zusätzlichen Ansporn. Jede Herausforderung haben wir als Team gemeistert. Ich bin weiterhin ehrenamtlich mit Herzblut dabei, unsere älteste Tochter geht bereits in die Schule, doch seit 2020 ist unser Jüngster im Kindi. Es freut mich, wenn sich immer mehr Eltern von der Freude am Umgang mit den Bienen anstecken lassen. Weil die Arbeit einfach Spaß macht, halte ich seit 2019 mit einer Mama aus dem Kindi ein Bienenvolk namens Simsalasumm in ihrem Garten in einer Bienenkiste. Gemeinsam haben wir manchen Schwarm eingefangen und leckeren Honig geerntet. Geteilte Arbeit, doppelte Freude. Wir mussten allerdings auch schon Abschied nehmen lernen von unserem Bienenvolk, das wir ganz ins Herz geschossen hatten. So ist Leben eben auch. Ein Kreislauf: Ende und Neuanfang.
Wenn Kinder mit Tieren aufwachsen dürfen entsteht eine besondere Atmosphäre des Miteinanders. Für Tiere übernehmen unsere Kleinen wie von selbst Verantwortung, teilen ganz ungeniert Freud und Leid mit ihnen.
Mir geht jedes Mal das Herz auf, wenn ich sehe, wie achtsam, geduldig, liebevoll und interessiert unsere Kinder den Bienen begegnen. Wie friedfertig aber auch die Bienen in Resonanz mit den Kindern gehen, es ist wie ein kleines Wunder. Die Arbeit mit Bienen ist unheimlich sinnlich und bereichert unsere Erfahrungswelt auch um spirituelle Dimensionen. Sie verbindet uns ganz unmittelbar mit den Jahresrhythmen und natürlich erweitert sich in einer Projektarbeit auch die eigene Expertise. Reichhaltiger Lohn für Engagement und Mitmachmut.
Jessica (Mama von Arne und Hannah)